pusdorf.info – Warum lassen wir uns verrückt machen?

currency 3048083 1280Warum lassen wir uns verrückt machen?

Jeden Tag werden wir von früh bis spät im Radio, im Fernsehen, von Freunden, Nachbarn etc. mit Hiobsbotschaften beglückt. Da sollen wir dann noch ruhig und besonnen bleiben?


Es ist im Augenblick eine schwierige Zeit, keine Frage. Muss aber jeden Tag eine neue Sau über den Hof gejagt werden? Ein Vorschlag für die Entlastung der Menschen durch Zuschüsse oder Nachlässe ist uns gerade mitgeteilt worden, schon werden nur die Nachteile und Folgen dieses Vorschlages zerredet. Alle wissen genau, dass das doch der falsche Weg ist, meine Klientel kommt dabei zu schlecht weg. Es können nicht alle und alles durch den Staat aufgefangen werden. Wichtig ist doch, dass die Menschen mit geringem Einkommen Unterstützung benötigen. Die besser Verdienenden und die gut versorgten Rentner müssen nicht unbedingt aus dem großen Topf versorgt werden. Es geht doch darum, Härtefälle in dieser schwierigen Phase zu überbrücken.

Die Pandemie hat uns, vor allen Dingen unseren Kindern und den Älteren in den Pflegeheimen sehr viel abverlangt. Daran werden alle noch lange zu knabbern haben. Mit dem Ukraine Krieg haben wir die nächste Herausforderung zu bewältigen. Die Energiekosten, die Lebensmittelpreise steigen z.Z. auf immer neue Höhen. Oft werden uns in den Nachrichten Preissteigerungen in Höhen vorgerechnet, die beim genauen Hinsehen keinen Sinn ergeben, uns nur das Blut in den Adern gerinnen lassen. Keine Frage, fast alles wird teurer und bei machen Preisen wird einem schon schwindlig. Diese Steigerungen belasten vor allen Dingen, Menschen die für den Mindestlohn arbeiten müssen, Leute mit Grundsicherung und Rentner mit kleinen Altersbezügen.

Viele Ältere mit Minirenten (ganz gleich aus welchem Grunde die Rente so niedrig ist) beantragen nicht die Grundsicherung, weil sie oft über ihre Rechte nicht Bescheid wissen oder sich auch schämen Hilfen in Anspruch zu nehmen. Man könnte jetzt sagen, selber schuld. Das ist aber leider zu kurz gegriffen. In den letzten 25 bis 30 Jahren ist der Abstand zwischen den Gehältern von normalen Angestellten zu Führungskräften immer weitergewachsen. Die Renten sind dann natürlich auch entsprechend niedrig. Die Renten mussten auf Grund der Alterspyramide vor Jahren noch abgesenkt werden. Macht Sinn, aber eine Basisrente, die jemand nach ca. 40 Arbeitsjahren bekommt, muss für den normalen Bedarf ausreichend sein. Die Private Vorsorge, wie von einigen Politikern angedacht, ist kein Modell für Mindestlohnempfänger und Geringverdienende.

Die aufgelegten Hilfspakete sind sicherlich gut gemeint, sie kommen aber leider z.B. nur bei Steuerzahlern an, wenn die Hilfen mit der Steuer verrechnet werden. Wer viel Steuern zahlt, verdient denn auch sehr viel und könnte die derzeitigen Erhöhungen z.T. sicher selbst schultern. Wenn jemand gut verdient, wird er auch sich über monatliche Sparbeträge ein Polster angelegt haben. Er muss seine Altersvorsorge nicht gleich auf null reduzieren, es wäre aber sicherlich zu verschmerzen den Sparbetrag für eine Übergangszeit ein wenig zu reduzieren. Menschen mit kleinem Einkommen zahlen heute um die 50 % für Miete und Nebenkosten, der Rest geht für Essen, Kleidung und Mobilität drauf, oft reicht das Geld dann auch nur bis zum 25., künftig dann nur noch bis zum 20. des Monats. Sich Reserven für schlechte Zeiten anzulegen, geht dann überhaupt nicht.

Man könnte jetzt sagen, auch selbst schuld, dass sie oder er so wenig verdienen oder Rente bekommen, hätten doch einen Beruf erlernen sollen. Auch das ist zu kurz gedacht, in vielen Berufen verdienen die Menschen trotz 3jähriger oder z.T. noch längerer Ausbildung den Mindestlohn oder kurz darüber. Entsprechend ist dann auch die Rente jetzt oder auch später. Dass das gerecht und angemessen sein soll, wenn man das mit den Gehältern der oberen Zehntausend vergleicht, kann doch keiner erklären. Verstehen sie mich nicht falsch, wer einem großen Betrieb leitet oder einer Behörde vorsteht, soll gut verdienen, bei Familienbetrieben kommt dann auch noch die Haftung dazu. Da ist eine angemessene Vergütung schon in Ordnung.

Damit die z.Zt. steigenden Preise bei Leuten mit niedrigem Einkommen aufgefangen werden können ist eine gezielte Hilfe nur mit einer Erhöhung von Kindergeld, höheren Beträgen für die Grundsicherung und Hartz 4 Empfängern nötig, auch eine baldige Erhöhung der Mindestlöhne ist unbedingt erforderlich. Hilfen mit der Gießkanne machen doch keinen Sinn, es erfolgt dann eine weitere Umverteilung von unten nach oben. In dieser schwierigen Zeit sollten alle daran denken, dass auch die im Leben zu kurz gekommenen, mitgenommen werden.

Ein kluger Mann hat mal gesagt, ich glaube es war uns Uwe
„Ich kann auch nur ein Steak am Tag essen“.

Bei den derzeitigen Preisentwicklungen gibt es leider auch wieder eine Mitnahmementalität. Einige Erhöhungen sind bestimmt nicht zu begründen bzw. sie kommen nicht bei den Herstellern an. Der Zwischenhandel wird einiges für sich kassieren um damit geringere Gewinne vergangener Zeiten wieder auszugleichen. Wir sollten hoffen, dass es bald gelingt, die Preissteigerungen wieder auf ein normales Maß zu senken, damit wir uns wieder anderen Herausforderungen zu wenden können, z.B. dem Ende des Ukrainekrieges und vor allen Dingen dem Klimaschutz. Da haben wir noch viel zu tun, da bleibt uns keine Zeit zum Verrücktmachen.

Hermann Lühning, Bremen, August 2022


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