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Hansekogge an der Weser gefunden

Wer bei einem Spaziergang an der Weser in Pusdorf schon einmal an dem eher unscheinbaren Monument an der Weser vorbei gekommen ist, hat sich vielleicht  gefragt, was es damit wohl auf sich hat. Doch so unscheinbar das Monument auch sein mag, man wird es kaum glauben, dass an dieser Stelle DIE "Bremer Kogge" gefunden wurde, die Jahunderte im Schlamm der Weser überdauert hat.

Und fragt man weiter, so erfährt man, dass die "Bremer Kogge" nach Aussage des Schiffahrtsmuseums das weltweit am besten erhaltene Handelsschiff des Mittelalers ist. Der Fund in der Weser hat maßgeblich zur Gründung des Museums in Bremerhaven beigetragen.

Wolfgang Lampe aus Pusdorf hat zu den historischen Ereignissen die nachfolgende Zusammenfassung geschrieben.

 

Saugbagger13 Wikipedia kleiner

Ähnliches Foto zum Text aus Wikipedia, Fotografie Wendelin CC BY-SA 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1095781


Im Frühjahr 1962 ankerte ein holländischer Saugbagger in der Weser an der Uferböschung auf der Woltmershauser Seite in Höhe der Hafeneinfahrt des Europahafens bei Weser-Km-4. Das war der Beginn einer Flussverbreitung in Richtung Bremerhaven, was man heute als Strandausbuchtung mit einer grünen Fahrwassertonne erkennt.

Welche Bedeutung hat die Grüne Tonne? Sie zeigt an, dass sich hier der Wendeplatz für Seeschiffe befindet, damit sie laut Vorschrift mit zwei Schleppern rückwärts in den Europahafen geschleppt werden können. Warum ist die Tonne grün? Sie zeigt die rechte Seite des Fahrwassers in der Schifffahrtsstraße an.

Nun wieder zurück zu unserem Saugbagger bei Weser-KM 4. Beim stetigen Absaugen der Uferböschung wurde irgendwann bei Niedrigwasser durch Ebbe und Flut eine Holzplanke sichtbar. Da sich das Saugrohr unter dem Brett befand, rutschte immer mehr Erdreich nach. Die Folge war, dass immer mehr Bretter sichtbar wurden.

Bald war klar zu erkennen, dass es sich hier um einen älteren Schiffsrumpf handelte. Die Reaktion der Saugbaggerbegleitung war ein sofortiges Innehalten der Saugarbeiten, um nicht den eventuellen Wert des Fundes zu gefährden. Zusätzlich wurde das Fockemuseum in Bremen-Schwachhausen verständigt.

Dessen Untersuchungen ergaben, dass es sich hier um eine Bremer Hansekogge handelte, die höchstwahrscheinlich um ca. 1380 als Neubau auf einer Werft auf dem Teerhof an der kleine Weser auf dem Helgen lag. Die Schlussfolgerung des Fockemuseums basiert darauf, dass bei einem sehr heftigen Hochwasser in der winterlichen Schneeschmelze die Werft so hoch unter Wasser stand, das der Neubau aufgeschwommen, abgetrieben und hier im Treibsand eingespült wurde.

Kogge aktuell 2024 kleiner

Foto: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:Hansekogge_Bremerhaven_uf.jpg


Für die Bergung der Kogge wurde das Bremerhavener-Schifffahrtsmuseum wegen seiner Sachkenntnis involviert, denn beim Abtragen des Schiffsrumpfes sind über 2.000 Teile entstanden. Diese mussten akribisch genau katalogisiert werden, um die Kogge in Bremerhaven wieder originalgetreu zusammenzufügen.

Da es unumgänglich war, mussten alle Eichenholzstücke bis ins kleinste Teil bereits im Weserwasser konserviert werden, damit sich das uralte Holz nicht schon beim trocknen total aufbröselt. Sogar eine Taucherglocke kam zum Einsatz, um die die Fundstücke im ständigen Unterwasserbereich mit Hilfe von Kinderschaufeln ganz vorsichtig bergen zu können.

Zu Beginn der Bergung im Jahre 1962 wurden hierfür nach je nach Bedarf mit Weserwasser gefüllte Container-Tanks in einem der Schuppen im Europahafen aufgestellt. Zur gleichen Zeit wurde ein Anbau im Bremerhavener Schifffahrtmuseum in Angriff genommen, in dem die Bremer Hansekogge wieder für die Öffentlichkeit sichtbar werden sollte! Die gesamte Bergung dauerte deshalb drei Jahre bis 1965.

Im Jahre 1966 war es endlich soweit. Die Wassercontainer mit ihrem Koggenfund wurden in einem Binnenschiff nach Bremerhaven gebracht. Der sehr schwierige Zusammenbau und die komplizierte Konservierung der Kogge nahmen weitere 35 Jahre in Anspruch, bis sie am 17. Mai rechtzeitig zur „EXPO 2000“ komplett der Öffentlichkeit vorgeführt werden konnte!

Text und Idee Wolfgang Lampe,
2023, Bremen Rablinghausen


Mehr Informationen auch zum Besuch des Schiffahrtsmuseums ...

Deutsches Schifffahrtsmuseum
Hans-Scharoun-Platz 1, 27568 Bremerhaven


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