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Pusdorf und die Linie 7
Die Entstehung der Straßenbahnlinie 7 gemeinsam mit der Entwicklung des Stadtteils Woltmershausen. Ein Beitrag von Wolfgang Lampe aus Pusdorf.


Bei der Jahrhundertwende im ersten Jahr von 1900 waren Woltmershausen und Rablinghausen weit abgelegene Agrardörfer vor den Toren Bremens. Für diesen Bereich war das Hohentor zuständig, wenn man in Bremen „einkehren“ wollte. Das war die Stelle, wo sich heute die Feuerwache 4 befindet.

Die Grenze des Dorfes Woltmershausen war ein Teil des jetzigen Hochgleises der Oldenburger Feuerwehr bis an die Weser, wo bis 1805 die Gewässer des Neustadtwall als gemauerten Wehrgraben eine breite Öffnung in die Weser hatte, um evtl. Räuber und Plünderer besser abwehren zu können.

Auch das heutige Areal des Woltmershauser Eisenbahntunnels befand sich ebenfalls in diesem Grenzbereich.

Das Datum am 21.06.1889 war ein bedeutendes Jahr, es wurde die Pferdebahnlinie bis zum „Hohentor“ eröffnet. Man kann das als Vorläufer der späteren Straßenbahnlinie 7 in Woltmershausen benennen.

Immerhin: 4 Jahre später am 17.02.1893 wurde die Sensation eröffnet. Es war die elektrische Straßenbahn mit Oberleitung und Rollenstromabnehmer. Da Woltmershausen immer noch „überländlich“ war, blieb es dabei, dass die neue „Elektrische“ nach wie vor am Hohentor endete.

Aber immerhin „klopfte“ man bei der Woltmershauser Landgemeinde schon mal an die „Tür“, um irgendwann einmal „eintreten“ zu dürfen. Am 26.05.1903 hatte sich das „Türklopfen“ gelohnt. Die neue Straßenbahnlinie wurde bis zur heutigen Akazienstr. verlängert.

Foto auf Wikipedia ...

Da sich nun Woltmershausen rapide zu einer Kleinstadt mit Anschluss an Bremen entwickelte, folgte eine Verlängerung nach der Anderen. Das kam daher, das sich die Stadtteile Walle und Gröpelingen in der Altstadt bis Oslebshausen zu einer ca. 30jährigen Großbaustelle beim Bau von ca. 10 großen Seehäfen entwickelte. Als erste Baustelle war es der Hafen 1, der heutige Europahafen. Als nächste Baustelle war es der Hafen 2, aus dem der ehemalige Überseehafen wurde.

Dann kam das Wendebecken mit der AG-Weserwerft, auf der das Turbinenschiff, die Bremen 4, für den Norddeutschen Lloyd gebaut wurde. Nach der Fertigstellung im Jahre 1929 machte sie ihre erste Reise auf der Jungfernfahrt von Bremerhaven nach New York, wo sie das „Blaue Band“ gewann und somit der schnellste Passagierdampfer der Welt war – das war eine Sensation. Der nächste im Bau befindliche Seehafen war der Holz- und Fabrikhafen in Gröpelingen.

Foto Geoffrey Tribe auf Wikipedia ...

Foto Bundesarchiv, Bild 102-06403 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de

Dann folgten die 5 Industriehäfen mit der Reparaturkaje an der Rückseite von der AG-Weser Werft. Für die Bremer war sie die „Use Akschen“. Zu dieser riesigen Hafenanlage gehört bis heute die Oslebshauser Seeschleuse, die immer für einen konstanten Wasserpegel in allen 5 Hafenbecken sorgt. Wäre diese Schleuse nicht vorhanden, würden die großen Seeschiffe bei Niedrigwasser auf Grund liegen und sich Schäden im Unterwasserbereich zuziehen. Darum kann der Schleusenverkehr nur bei Hochwasser ausgeführt werden.

Die riesige Hafenentwicklung ist der Grund, warum sich Woltmershausen und Rablinghausen so rapide entwickelt haben. Einfach und logisch wäre gewesen, wenn sich die vielen Werft- und Hafenarbeiter in Walle, Gröpelingen und Oslebshausen angesiedelt hätten. Da aber in diesem Stadtteil die Mietpreise um 10 Pfennig pro qm teurer waren als in der Neustadt, lag es nahe, sich in Woltmershausen und Rablinghausen trotz schlechtester Anbindungen der Hafenarbeiterplätze zu etablieren.

Damit ist erklärt, warum die Straßenbahn immer ihre Strecke verlängern musste. Es folgten später aber noch weitere Verlängerungen:

  • 24.10.1903 bis zur Dötlinger Str.
  • 12.02.1909 bis zur Duntzestr.
  • 21.07.1909 bis zur Stromer Str.
  • und ab 1933 bis zum Bakeweg in Rablinghausen.

Durch die zwangsläufige Anschaffung vieler Straßenbahnzüge wurde gegenüber des Woltmershauser Friedhof ein Betriebshof errichtet. Heute befindet sich darin der Discounterladen „Netto“. 


Der Mai 1965 war für die Straßenbahn Linie 7 ein trauriges Jahr

Am letzten Tag der Stilllegung rückte am frühen Morgen ein Straßenbahntriebwagen vom Woltmershauser Betriebshof aus, der den ganzen Tag in „Trauergirlanden“ bis spät abends laut Fahrplan seine Runden fuhr, um als allerletzte Straßenbahn des vergangenen Tages einzurücken.

Foto: Freunde der Bremer Straßenbahn e. V.

Wegen dem geringen Wagenpark wurde die Straßenbahnlinie eingestellt. Da sich zu dieser Zeit der Omnibus rasant entwickelte, wurde aus der Straßenbahn Linie 7 die Omnibus Linie 24 bis zur Neuen Vahr Nord. Das ist die einzige Linie, die sich in 57 Jahre bis heute nicht geändert hat.

Die Ära der Straßenbahn Linie 7 mit dem Woltmershauser Betriebshof war damit endgültig beendet. Diese Linie 7 hat 63 Jahre lang jeden Tag die Pusdorfer von 1902 bis 1965 rund um die Uhr befördert. Das war damals wirklich eine Meisterleistung.

Um die Linie 6 aufrecht zu erhalten, wurden die verhältnismäßig guten Zweiachswagen zwei Jahre lang bis 1967 aufrecht gehalten, dann wurde auch die Linie 6 gegen Omnibusse auf der Linie 26 eingetauscht. Heute bedient die Linie 6 die Strecke Flughafen über Hauptbahnhof, Stern, Riensberg bis zur Universität, wo sich der Fallturm befindet.

DIE ENTSTEHUNG DER STRAßENBAHNLINIE 7 GEMEINSAM MIT DER ENTWICKLUNG DES STADTTEILS WOLTMERSHAUS IM WECHSEL VON 1800 IN´S 1900.
Eingereicht und erlebt von Wolfgang Lampe.

Hier sind weitere ergänzende Informationen zur Geschichte der Bremer Straßenbahnen zu finden ...


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