pusdorf.info – Pusdorfer Sommermärchen mit Zukunft?

Pusdorfer Sommermärchen mit Zukunft?

Ein Interview mit Frauke Wilhelm und Greta Wilhelm vom „Golden City“ im Herbst 2018

Wohl kaum ein Ort hat in den letzten zwei Jahren in Pusdorf und manchmal sogar in ganz Bremen für so viel Emotion gesorgt, wie das Lankenauer Höft. Zu viele unterschiedliche Interessen, Sichtweisen, Meinungen, Einstellungen und Vorstellungen mussten unter einen Hut gebracht werden. Wie schaut das Team vom Golden City auf die abgelaufene Saison?

 MG 5250a 1 kleinDas Team vom Golden City am Lankenauer Höft

Nachdem im ersten Jahr der Verein „Zucker e.V.“ den Standort genutzt hat, geht auch für das „Golden City“ ein Jahr der so benannten Zwischennutzung zu Ende. Kurt Eblinger und Wolfgang Bödeker von "Pusdorf.Info" möchten gemeinsam mit dem Golden City Team am Ende der Saison 2018 eine Zwischenbilanz ziehen.


„Pusdorf.Info“: Ein fast nicht endenden wollender traumhafter Sommer und ein ebenso schöner goldener Herbst neigen sich dem Ende zu. Wie blickt das Team vom „Golden City“ auf die hinter uns liegende Saison 2018 zurück?
„Golden City“: Bei der tollen Lage des „Lankenauer Höft“ am Kopf des Hafens und dem guten Wetter hatten wir in diesem Jahr natürlich ein paar Sorgen weniger. Aber auch wenn es das Team vom „Golden City“ nicht immer leicht hatte, es wurde mehr geschafft, als wir zu Beginn des Jahres selber zu hoffen gewagt haben. Geahnt hatten wir natürlich, dass der Aufwand recht hoch sein wird, um ein Programm für eine Zwischennutzung einer Saison auf die Beine zu stellen. Insbesondere muss bei der rückblickenden Einschätzung bedacht werden, dass wir die endgültigen Zusagen für die Nutzung erst zum ersten Februar 2018 bekommen haben, und uns damit nur ca. zweieinhalb Monat für die Vorbereitungen blieben. Wir hatten zwar Erfahrungen aus der Zeit auf der anderen Weserseite, wussten aber dennoch nicht so richtig, was in Pusdorf ankommt und was nicht. Es ging ja auch nicht nur um unser Bühnenprogramm, was geplant und einstudiert werden musste, sondern auch um die Räumlichkeiten am Lankenauer Höft, die freundlich ausgedrückt in einem nicht unbedingt guten Zustand waren. Es waren Renovierungs- und Umbaumaßnahmen erforderlich, für die das nötige Geld irgendwo herkommen musste. Und natürlich treten auch fortlaufenden Kosten in der Saison für Strom und Wasser etc. auf. All das war ohne die Unterstützung von entsprechenden Sponsoren nicht machbar. Die Suche hierzu war daher auch mit entsprechendem Zeitaufwand verbunden.

Wurde dieser Einsatz von den Gästen honoriert, wie war die Resonanz, wo gab es Lob, wo gab es Kritik?
Rückblickend bekamen wir wesentlich mehr Lob als Kritik, auch wenn auf beiden Seiten, also sowohl bei den Gästen, als auch beim Team, anfangs beachtliche Unsicherheiten zu spüren waren, die erst einmal überwunden werden mussten. Erfahrungen mussten dabei aber vermutlich auf beiden Seiten gemacht werden. Vor allem mussten wir mit gewissen „Vorerfahrungen“ aus der ersten Zwischennutzung des Teams von „Zucker e.V.“ kämpfen, konnten aber zum Teil auch davon profitieren. Das „Zucker-Team“ hatte es als Erstnutzer ohnehin schwerer und hatte von Haus aus zum Teil auch eine etwas andere Blickrichtung für seine Angebote. Daher mussten wir auch versuchen, einen gewissen Mentalitätswechsel zu erreichen. Wir mussten z.B. zeigen, dass unser Angebot nicht ausschließlich auf die Jugend ausgerichtet ist, sondern für Jung und Alt konzipiert wird. Außerdem mussten wir rüber bringen, dass der Blick zwangläufig nicht nur auf das ausgerichtet werden darf, was nicht vorhanden ist, sondern auf das, was mit minimalem Budget möglich ist bzw. war. Ganz klar, unser Angebot z.B. an Verköstigung war nicht so umfangreich, wie manch ein Gast sich das gewünscht hat. Aber ohne eine entsprechende Ausstattung, z.B. in der Küche, die derzeit den Namen leider nicht verdient, wäre das bei einer nur vorläufigen Zusage für ein Jahr auch nicht anders möglich gewesen. Es ging uns erst einmal darum mit einem relativ geringen Kostenaufwand ein Maximum an Qualität zu erreichen, und so wie es aussieht, ist uns da erst einmal ein guter Start gelungen. Bei einer längerfristigen Nutzungszusage sähe die Situation natürlich ganz anders aus, und man könnte das Gesamtkonzept ganz anders planen und umsetzen.

Blicken wir einmal auf die zurück liegenden Jahre, worin unterscheiden sich die beiden Weserseiten für das „Golden City“. Gehört das „Golden City“ denn jetzt zu Pusdorf oder noch nicht?
Wir hatten natürlich auch auf der anderen Weserseite mit unserer Hafenbar viel Erfolg und auch ein treues Stammpublikum, das insbesondere in der Anfangsphase am Lankenauer Höft mit herübergekommen ist. Die Fähre „Pusdorp“ war dafür eine ideale Startvoraussetzung. Mittlerweile verlagert es sich, und man erkennt recht deutlich an den Besucherzahlen, dass auch die Pusdorferinnen und Pusdorfer uns liebgewonnen haben. Selbst aus Delmenhorst und Umgebung kommen neue Gäste, die sich sogar in Gruppen entsprechend für den Hin- und Rücktransport organisieren. An so manchem Tag war die Tanzfläche brechend voll. Auch eine grobe Trennung zwischen Jung und Alt war nur selten wirklich erkennbar, denn es gibt viele jung gebliebene Alte oft weit jenseits der 60, die auch gern zum Rockabend kommen, und viele Jüngere, die sich die Geschichten  von Hafen, Wind und Meer gern anhören. Aber für das Team vom „Golden City“ bedeutet dies auch, dass im Gegensatz zum Konzept im Hafen in Walle mehr Managerqualität erforderlich ist, um dieses Konzept umzusetzen.

Damit kommen wir zu einem wichtigen Punkt und wir nehmen die Glaskugel in die Hand. Wie könnte die Zukunft am Lankenauer Höft aussehen, was sollte man zukünftig beibehalten, was anders machen?
Wie wohl kaum anders erwartet, steht für das „Golden City“ die Kunst als Beruf an erster Stelle. Und hier hat sich gezeigt, dass das Konzept mit Geschichten von Hafen, Wind und Meer in Pusdorf mindestens genauso gut ankommt, wie auf der anderen Weserseite. Besonders durch die geschichtliche Entwicklung der Stadtteile Woltmershausen und Rablinghausen bietet sich hier ein Riesenpotenzial alter Geschichten, auf die man weiter aufbauen kann. Zugute kommt dabei, dass wohl auch durch die zum Teil noch erkennbaren dörflichen Strukturen viele unserer Mitmenschen im Stadtteil immer noch wissen, wovon gesprochen wird. Auch bei der Zusammenarbeit mit den im Stadtteil angesiedelten Institutionen und Einrichtungen, wie z.B. dem Kulturhaus oder verschiedenen Musikkneipen, war stets nur ein kurzer Draht nötig. Dennoch kann diese Art von Kunst heutzutage - oder vielleicht sogar schon immer - nur vermittelt werden, wenn es gelingt, die Leute auch an den Ort des Geschehens zu holen und zu halten. So wichtig es hierfür ist, Informationen zu verbreiten, aber nur durch reine Werbung und ein gutes Angebot wird man es langfristig nicht alleine schaffen.

Wie könnte diese nicht ganz einfach erscheinende Aufgabe und Partnersuche zu schaffen sein, hat sich auch das Team vom „Golden City“ bereits Gedanken zur nahen oder fernen Zukunft in Pusdorf gemacht?
Die Tatsache, dass ein einzelnes Angebot wie das vom „Golden City“ bei dem eher großen geografischen Abstand zum Stadtteil hier schnell an seine Grenzen kommt, muss wohl als Erfahrung verbucht werden. Es müssen daher zusätzliche attraktive Angebote zum Verweilen vor Ort vorhanden sein. Auch die Anforderungen der unterschiedlichen Witterungs- und Jahreszeiten wird man berücksichtigen müssen, denn nicht zu jeder Jahreszeit kommen die berühmt-berüchtigten Vatertags- oder Kohltouren per Fahrrad und Bollerwagen bei den Lokalitäten vorbei. Es werden ergänzende alternative Angebote mit Sogwirkung mitbedacht werden müssen, die aber von den entsprechenden Betreibern viel Idealismus, Ideen, Herzblut und Durchhaltevermögen abfordern. Das Thema „Startup-Unternehmen“ kommt dabei in den Sinn. Wenn sich Leute oder Unternehmen finden, die bereit sind, sich mit ergänzenden Ideen zum Konzept des „Golden City“ einzubringen und nicht von Anfang an nur auf Geld und Zeit schauen, könnte daraus in Zusammenarbeit mit dem „Golden City“ eine echte Bereicherung für den Stadtteil und damit für die pusdorfer Bürgerinnen und Bürger werden. Erste sehr gute Erfahrungen haben wir in diesem Zusammenhang bereits innerhalb unseres Teams im ersten Jahr unserer Zwischennutzung gemacht. Aber auch von öffentlicher Seite aus müsste bei langfristigen Konzepten unbedingt mit bedacht werden, was in diesem ersten Jahr deutlich zu Tage getreten ist: Der große Einfluss einer adäquaten Verkehrsanbindung. Unsere leider etwas bittere Erfahrung ist, dass ab ca. 22 Uhr, wenn der letzte Bus und die letzte Fähre verschwunden sind, auch die Gäste verschwunden sind, denn nicht alle kommen mit dem Fahrrad oder zu Fuß.

Würde das Team des „Golden City“ trotz dieses großen Aufwandes für eine weitere Saison zur Verfügung stehen oder reicht der erste Durchgang für ein „NEIN niemals wieder“?
Wir sind immer noch oder sogar noch stärker von unserem Konzept überzeugt und hochmotiviert. Und wenn man sich anschaut, wie viel mehr Zuspruch und Unterstützung wir hier in Pusdorf im Gegensatz zu den Jahren im Hafen in Walle bekommen haben, so kann und muss man die Frage zur nächsten Saison mit einem eindeutig „JA“ beantworten. Vielleicht sogar noch mehr: Auch wenn wir jetzt erst einmal vertragsbedingt am Lankenauer Höft schließen mussten, so würden wir sehr gerne, wenn auch nicht durchgängig, für bestimmte besondere Tage unseren Betrieb für Veranstaltungen, Feiern oder sonstige Anlässe wie z.B. eine Silvesterfeier in den kommenden Wochen und Monaten bis zum nächsten Frühjahr wieder öffnen. Wir arbeiten dran, können aber derzeit noch keine Zusage machen. Wir würden dies aber auf alle Fälle auf unserer Internetseite und natürlich auch auf Pusdorf.Info veröffentlichen.

Noch einmal zurück auf Start: Was ist aus der Pflanzaktion und den vielen Büschen und Blumen geworden, die zum Auftakt von Bürgerinnen und Bürgern gespendet und gepflanzt wurden?
So schön der Sommer für unsere Gäste und das Team vom „Golden City“ war, aber der Sommer 2018 hat an dieser Stelle durchaus auch seine Nebenwirkungen gehabt. Zum Glück wurden wir mit sehr viel Einsatz und Leidenschaft auch von unserem Hobbygärtner unterstützt. Ohne ihn wären wir total aufgeschmissen gewesen. Deshalb an dieser Stelle ein ganz dickes DANKESCHÖN auch an Herrn Günna Arera, und natürlich zum Abschluss auch DANKESCHÖN an alle, die uns geholfen und auf den Veranstaltungen besucht haben.


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