pusdorf.info – Das Tabakquartier: Was passiert hinter der Fassade?

Das Tabakquartier: Was passiert hinter der Fassade?

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Was passiert hinter der Fassade?

Von außen sieht man nicht viel mehr, als dass es im Tabakquartier demnächst neue Fenster gibt. Doch so viel wissen wir jetzt: Hinter der unter Denkmalschutz stehenden Fassade passiert wesentlich mehr. Das Team von PUSDORF.INFO hatte Gelegenheit, das Tabakquartier einmal von einer anderen Seite aus zu betrachten.


 

Eine Fotoreportage zum aktuellen Stand der Arbeiten, Stand August 2019
von Kurt Eblinger, Wolfgang Bödeker und Emil Gerke

 


 MG 0030a klein„Alles muss raus“, dieser im Verkaufs- und Werbebereich oft zu findende Spruch hat aktuell in den ehemaligen Brinkman-Gebäuden seine wahrhafte Bedeutung gefunden. In der Baubranche spricht man in solchen Fällen vom „Entkernen“, wenn im Wesentlichen nur die Fassade erhalten bleibt und im Inneren nahezu im wahrsten Sinne des Wortes kein Stein auf dem anderen bleiben kann. Herr Marcel Linnemann, Projektleiter bei Justus Grosse, und seine Mitarbeiterin Frau Lena Schwantje, zuständig für Marketing und Außendarstellung, führen uns durch die Gebäude und erläutern, was derzeit bei der Sanierung passiert.

 MG 0057a kleinErst einmal viel Staub statt Tabakqualm, so der Eindruck von der Wandlung dieses Industriedenkmals aus den 30er Jahren in ein neues urbanes Arbeitsumfeld für eine bunte Durchmischung zukünftiger Firmen in historischem Umfeld.

Da wo einst Männer und Frauen in der früher so benannten Kartonagenfabrik (KAF) an Maschinen zur Herstellung von Verpackungen für Zigaretten und sonstigen Rauchwaren standen, sind jetzt nur noch fast leere Säle zu sehen, in denen Fachkräfte aus der Baubranche tätig sind. Doch so wird es nicht bleiben, wie man sich gut denken kann. 

 

 MG 0073a kleinCartonageBeim Anblick der riesigen Hallen lässt sich zwar noch erahnen, wie es hier in der Kartonage einmal aussah. Dennoch gehört eine gehörige Portion Fanatasie dazu sich vorzustellen, wie hier einst die Verpackungsmaterialien hergestellt wurden, um die Produkte der Firma Martin Brinkmann so zu zu verpacken, wie man sie vielleicht noch in Erinnerung hat.

 

Und es deutet auch nichts mehr darauf hin, dass es hier vor so gar nicht langer Zeit noch eine vollkommen andere Nutzung gab. Als im Jahr 2015 Geflüchtete auch nach Bremen kamen und vorübergehender Wohnraum benötigt wurde, lebten in einigen Gebäuden, also der Katonagenfabrik und Tabakfabrik, vorübergehend bis zu 700 Menschen unter improvisierten Bedingungen. Auch davon ist nichts mehr als die Erinnerung zurück geblieben.

 

 MG 0080a kleinAuf dem Weg durch die Gebäude und die Geschichte der Firma Martin Brinkmann kann einem schon ein Gefühl von Nostalgie überfallen, so der Eindruck, den Emil Gerke spontan äußerte. Er wohnte früher viele Jahre im Schriefersweg neben dem Firmengelände und hat vor einigen Jahren das kleine Haus gegenüber dem Haupeingang aus dem Firmenbesitz der Firma Martin Brinkmann gekauft. Jetzt bekommt er vom geschäftigen Treiben im Umfeld des Geländes vieles mit.

Auch Wolfgang Bödeker, der ebenfalls bei diesem Rundgang mit dabei war, hat die frühere Zeit - damals als Produktionsschlosser in der Zigarettenfabrik - noch deutlich vor Augen. Er war dann später bis zu seinem Übergang in den Ruhestand als Objektleiter für die Gebäude verantwortlich und kann die Entwicklung über einen langen Zeitraum gut beurteilen. Im Keller erkennt er noch diverse Dinge aus der Zeit wieder, in der es hier ganz anders zuging.

Ob die alte Kältemaschine im Kellergeschoss, die für die Klimatisierung der Produktionssäle benötigt wurde, oder der Fön bzw. Haartrockner in der Damenumkleide, man spürt, dass die Uhren hier einst ganz anders gingen. Denn sämtliche derzeit noch anzutreffenden Geräte und Einrichtungsgegenstände im Kellergeschoss des Gebäudes stammen noch aus der Brinkmann-Zeit.

 

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Doch so sehr wir an der Geschichte und der Entwicklung dieses Ortes im Stadtteil interessiert sind, so sehr interessiert uns dieses Mal, was nach dem Ende einer Ära aus diesem für Woltmershausen hochinteressanten Objekt wird. Daher halten wir uns in diesem Kellerbereich nicht lange auf und gehen in die oberste Etage.


 MG 0099a kleinDort sieht es bereits deutlich anders aus, und man kann erahnen, wie es hier bei Fertigstellung einmal aussehen wird. Herr Linnemann erläutert, dass die großen Säle durch Trennwände in für die verschiedensten Firmen kleineren Nutzungseinheiten aufgeteilt werden. Durch die auch im privaten Bereich bekannte Leichtbauweise kann es schnell voran gehen. Die zwischen den Metallständern der Trennwände entstandenen Hohlräume werden anschließend mit Steinwolle insbesondere für den Schallschutz zwischen den Bereichen aufgefüllt und mit Gipskartonplatten verschlossen. So entsteht ein gefälliges Aussehen, und es ist später ein ungestörtes Arbeiten der Firmen möglich.

Herr Linnemann betont, dass die gesamten Gebäude - soweit möglich - nach neuesten technischen und energetischen Gesichtspunkten geplant und ausgeführt werden. Durch die Vorgeschichte der Bausubstanz ist dies - wie auch bei anderen historischen Gebäuden - leider nicht überall wunschgemäß umsetzbar, was natürlich bei den Neubauten ganz anders ausehen wird. Dennoch wird ein beträchtlicher Aufwand bei der Erstellung der neuen gebäudeinternen Infrastruktur getrieben. Nicht nur, dass viele Kilometer Leitungen für Strom, Wasser, Kanal, Heizung und IT-Versorgung verlegt werden müssen, soll es auch zusätzlich zu den Lastenaufzügen noch weitere Personenaufzüge geben. So wird ein barrierefreier Zugang zu allen Ebenen ermöglicht, sowie der Transport schwerer Materialien  erleichtert.

Und für dass alles werden diverse mehr oder weniger große Durchbrüche durch die Betondecken benötigt. Auch wenn die jetzt denkmalgeschützen Bereiche sich zwar auch bezüglich der technischen und energetischen Gesichtspunkte verbessern lassen, so werden sie nach Aussage von Herrn Linnemann zwar nicht an allen Stellen auf den gleichen Stand zu bringen sein wie ein Neubau, aber dennoch den Vorgaben der Bauordnung entsprechen.

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Um einen  MG 0141a kleinkonkreteren Eindruck davon zu bekommen, wie das alles eines Tages aussehen soll, begeben wir uns an das andere Ende des ehemaligen Firmengeländes an der Senator-Apelt-Straße. Jetzt wird nochmals deutlich, wie groß das gesamte Areal zum Tabakquartier ist, denn Herr Linneman bittet uns, in ein offenes E-Club-Car einzusteigen, um zum ehemaligen Tabakspeicher 9 zu kommen.

 

Wir starten unseren Rundgang im Erdgeschoss des Gebäudes und sind wieder einmal beeindruckt von den Dimensionen auch dieses Gebäudes. Ganz klar, hier lagerten einst Tonnen von Tabak. Am Modell ist gut zu erkennen, dass auch hier bis zur kompletten Umsetzung der Planungen noch so manche Handwerkerstunde anfallen wird. Dennoch strahlt das Musterzimmer im ersten Stock des Gebäudes bereits das aus, was eines Tages angeboten werden soll.

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Unser Rundgang geht zu Ende und unser Blick schweift nochmals über die Fassade der ehemaligen Kartonagenfabrik zur Innenhofseite. Wie schon in den zuvor besuchten großen Hallen wird die Fantasie doch sehr gefordert, will man sich vorstellen, dass hier unter anderem voraussichtlich bis Ende 2019 bzw. spätestens Anfang 2020, eine attraktive Lokalität mit dem Namen "Foodbox" entstehen soll. Aber es wird intensiv daran gearbeitet, den Termin zu halten. Und das, was geplant wird, sieht in der Simulation schon sehr einladend aus.

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Lageplan Tabakquartier

 

Die Baumaßnahmen auf dem Gebiet der ehemaligen Firma Martin Brinkmann sind so umfangreich, dass wir vorerst nur über den zuerst in Angriff genommen Teil der Sanierung berichten.  Zum Umbau bezüglich "Kulturzentrum im früheren Kesselhaus" werden wir zu einem späteren Zeitpunkt noch mehr berichten.

Zur Orientierung im Lageplan: Wir waren bei unserer Fotoreportage in der Kartonagenfabrik KAF und im Speicher 9. Der nebenstehende Plan stammt noch aus dem Bestand der Brinkmann-Zeit und lässt sich wie alle Bilder der Reportage mit "Klick" vergrößern.

 


Unser Fazit: Auch wenn es immer unterschiedliche Sichtweisen geben wird, der Gesamteindruck nach diesem Besuch im Tabakquartier ist: Es wird sich eine echte Bereicherung für Pusdorf ergeben und Pusdorf wird sich - angeregt durch diese Baumaßnahme - auch an anderer Stelle zum Positiven hin verändern. Fortsetzung folgt ...


 


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