Die Folgen des Klimawandels sind längst in Bremen und damit auch in Pusdorf angekommen, so der Geschäftsführer Michael Dierks vom Deichverband links der Weser bei der Eröffnung der Sitzung am 5. Oktober 2020 in den Räumen der Freikirche in Woltmershausen.
Bereits mehrfach und zuletzt im Mai 2019 wurden die Konzepte, mit denen der Stadtteil vor dem Meeresanstieg und zukünftig stärker zu erwartenden Sturmfluten geschützt werden soll, vom Deichverband links der Weser vorgestellt. Und nach Aussage der zuständigen Projektingenieurin Anika Stief vom Deichverband hat sich - außer bei der zeitlichen Planung - seitdem auch nichts Grundsätzliches geändert.
Auf alle Fälle wurde am 2. September 2020 der Antrag auf Planfeststellung gestellt. Da aber erst nach dem Planfeststellungsbeschluss mit den Arbeiten begonnen werden darf, ist somit frühestens im Herbst 2021 mit dem Baubeginn zu rechnen. Die anschließende Bauzeit wird - je nach Wetterlage - dann ca. drei Jahre betragen, so dass Rablinghausen und Woltmershausen zukünftig und voraussichtlich ab Ende des Jahres 2023 durch einen mindestens 50 Zentimeter höheren Deich vor Überschwemmungen geschützt sein wird. Bei der Konstruktion wurde im Übrigen berücksichtigt, dass die Deichhöhe später ggf. um weitere 75 cm erhöht weren kann.
In ihrer Präsentation erläuterte Stief den geplanten Verlauf der Arbeiten. Der Deich wurde demnach in drei Abschnitte gegliedert. Begonnen wird mit dem Abschnitt B zwischen Kompassweg und Lesumweg. Im zweiten Jahr konzentrieren sich die Deichbauarbeiten auf den Abschnitt C, also auf die Grünanlage am Westerdeich. Das dritte Jahr ist im Wesentlichen für den Abschnitt A im Bereich des Weseruferparks und für noch fällige Restarbeiten vorgesehen.
Finanzielle Fragen und Belastungen durch Baumaßnahmen
Von großem Interesse insbesondere bei den Kleingärtnern war auch die Frage nach Schätzung und Entschädigung zu den Parzellen, die von den Maßnahmen betroffen sein werden. Für den Deichbau müssen – wie bereits früher berichtet – in den Gebieten der Kleingartenvereine Rablinghausen/Lankenau, Hansekogge und Westerdeich rund 60 Parzellen weichen. Anika Stief konnte auf die Fragen der Kleingärtner lediglich das mitteilen, was sie schon im vergangenen Jahr gesagt hatte: „Die Entschädigungszahlungen können erst nach erfolgter Planfeststellung erfolgen, wir arbeiten aber weiter an der Schätzung der Kleingärten und hoffen auf das nächste Jahr.“
Auch die Beweissicherung zu möglichen Schäden an den Gebäuden soll durch Sachverständige „auf jeden Fall vor Baubeginn“, also zwischen dem Planfeststellungsbeschluss und dem Beginn der Bauarbeiten beginnen. Ein genaues Datum konnte sie jedoch nicht nennen: „Wir rechnen mit der Planfeststellung im nächsten Herbst, genaueres kann man also erst im Frühjahr 2021 sagen.“
Die Kosten für das Projekt werden auf einen Gesamtbetrag von etwa acht Millionen Euro hinauslaufen, und der Deich wird danach - je nach Abschnitt - um 75 bis 100 Zentimeter höher sein. Anika Stief versicherte, dass alles unternommen wird, um die Belastungen für die Bevölkerung und die Umwelt sowohl während der Bauphase, als auch danach auf ein unvermeidbares Minimum ausgerichtet werden. So werden z.B. die erheblichen Mengen an erforderlichem Erdreich nicht durch den Stadtteil sondern über den Hafenbereich transportiert.
Zuwegungen, Bäume und Spielgeräte am Deich?
Für die Erhaltung des vorhandenen Baumbestandes entlang des veränderten Deiches sind Vorkehrungen getroffen worden, so dass Schäden vermieden und Fällungen verhindert werden können. Anika Stief zeigte sich optimistisch, dass durch besondere Maßnahmen verhindert werden kann, dass Wurzelwerk in den Deich wächst und diesen im Laufe der Zeit schwächen würde.
Die obige Grafik zeigt einen Querschnitt zum Deichverlauf zur groben Einordnung. Daraus sollte erkennbar sein, dass ein Teil an Grün wird verloren gehen müssen, und der größte Anteil wohl im Bereich der Kleingartenvereine liegt. Zumindest der Rablinghauser Strand ist weit genug entfernt und wird von den Deichbaumaßnahmen nicht betroffen sein. Genauere Darstellungen und Angaben sind in den Originalquellen am Ende unserer Seite ganz unten zu finden.
Zu den einzelnen Abschnitten wurden folgende weitere Details vorgestellt:
Im Abschnitt A müssen ein paar Bäume gefällt werden, unter Anderem auch, weil der Parkplatz am Rablinghauser Deich und der Straße Zum Lankenauer Höft zur Baueinrichtungsfläche wird. Es wird aber Ausgleich im Stadtteil zugesichert. Die Bäume am Rablinghauser Deich können hingegen durch den Einsatz von Wurzelsperren und Wurzelgraben, die ein Einwachsen in den neuen Deich verhindern sollen, erhalten bleiben, sicherte Anika Stief zu.
Im Abschnitt B wird ein kleiner Deichschart am Hansaweg errichtet, der bei Bedarf geschlossen werden kann. Am Delmeweg und am Lesumweg werden neue Parkplätze für die Kleingärtner entstehen. Und auch am Lesumweg, der zu einem Deichkronenweg wird, wird ein neuer Parkplatz errichtet. Kompensationsmaßnahmen durch Neupflanzungen sind im Kleingartengebiet Allerweg und Neptunweg vorgesehen. Auch Bäume, Hecken, Wiesen, Sträucher und Streuobstwiesen sind geplant.
Im Abschnitt C soll es an der Rampe an der Duntzestraße ebenfalls einen Deichschart geben. Der parallel zum Deich verlaufende Unterhaltungsweg wird dann etwas abwärts führen. Einige Spielgeräte im Spiel- und Wassergarten werden von den Deichbaumaßnahmen betroffen und nicht zu halten sein. Der Umweltbetrieb Bremen wird den Wiederaufbau bzw. die Verlegung der Spielgeräte übernehmen. So wird die Seilbahn einen neuen Platz erhalten und auch die Jugendhütte, der Containerstellplatz, das Beachvolleyballfeld sowie die Tischtennisplatte werden wiederhergestellt.
Für die später erforderlichen Erhaltungsarbeiten des Deichverbandes sind z.T. neue Wege vorgesehen, die auch von Fußgängern und Fahrradfahrern benutzt werden können. Alle über den Deich führenden Wege werden barrierefrei gestaltet. Einige derzeit vorhandenen Wege stehen aus diesem Grunde nicht mehr zur Verfügung, da sie zu steil verlaufen würden.
Fazit
Auch wenn mit der Deicherhöhung Härten wie z.B. durch den Wegfall von immerhin ca. 60 Parzellen in den Vereinen Hansekogge, Lankenau und Westerdeich verbunden sind, so sind aktuell alle Beteiligten davon überzeugt, dass eine vernünftige Lösung für diese unvermeidbare Baumaßnahme gefunden wurde. Kritisiert wurde hingegen, dass sich die Planungsarbeiten aus verschiedenen Gründen verlängert haben und der Baubeginn mehrfach verschoben werden musste. Insbesondere die Abläufe bei bei der finanziellen Entschädigung für die 60 Parzellen, stieß auf Unverständnis, wenngleich die gesetztliche Lage schon akzeptiert wurde oder werden musste.
Die obige Beschreibung kann nur einen groben Abriss der geplanten Deichbaumaßnahmen darstellen. Für mehr und detailiertere Informationen verweisen wir auf die folgenden Quellen im Internet:
- Ausführliche Beschreibung der Maßnahmen (pdf-Datei, ca. 3 MB)
- Übersicht Bremischer Deichverband am linken Weserufer
- UVP-Verbund - Umweltverträglichkeitsprüfungen der Länder
- Ortsamt Neustadt/Woltmershausen