Baustellen: Kunst im öffentlichen Raum und Sinnbilder Biblischer Botschaften
Schon als Kind hatte Joachim Fischer ein (damals wohl eher unbewusstes) Faible für Baustellen. Das erste Foto, das der damals 5-Jährige machte, zeigt seinen Bruder vor der Baustelle des Neustädter Hafens in Bremen. Heute sieht Fischer Baustellen als öffentliche Kunstinstallationen an, auch wenn er so manche Baustelle für überflüssig hält.
„Bei näherem Hinsehen sind auf einer Baustelle eine Vielzahl von Stillleben zu entdecken, die eine Baustelle damit zu einer Art Freiluftgalerie machen“ erklärt der 64-jährige Künstler. „Eine Baustelle ist Ausdruck eines kreativen Aktes und damit für mich Kunst, eben eine Kunstinstallation, deren künstlerische Qualität sich durchaus mit Werken zeitgenössischer Künstler messen lassen kann“.
Jedoch gelte eine Baustelle im Straßenbild wohl nur wenigen als Kunstobjekt, räumt Fischer ein. Anders sähe das wohl aus, wenn sie, womöglich von einem namhaften Künstler, zum Beispiel auf der documenta in Kassel eingerichtet und dem Publikum präsentiert würde. Diesen Widerspruch versucht Fischer mit seiner Fotoausstellung im Schaufenster seines Schauraums an der Straßenecke Auf dem Bohnenkamp / Stuhrer Straße aufzulösen. Dort zeigt er knapp 30 Baustellenstillleben.
Baustellen sind für Fischer auch Symbole. „Vieles ist Baustelle: Unsere Gesellschaft, jede Firma, jeder Verein, jede Kirchengemeinde und vieles andere“ sagt Fischer. Überall wird im übertragenen Sinne gebaut. Zudem entdeckt Fischer auf Baustellen auch Sinnbilder für biblische Botschaften und nennt Beispiele: „Ein Baukran trägt Lasten. Einer trage des anderen Last, heißt es in der Bibel, und dass Jesus Menschen hilft, Lasten zu tragen,“ erläutert der Künstler, der sonst vor allem christliche Objekte aus Seilen knotet. „Ein Stein, den die Bauleute nicht brauchen konnten und den sie deshalb beiseite gelegt haben, erinnert an ein weiteres Zitat aus der Bibel: Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden. Das ist ein Hinweis auf Jesus.
Und wie der Bau auf einer Baustelle nur voran kommen kann, wenn dort Menschen verschiedene Tätigkeiten ausüben, kann auch zum Beispiel eine christliche Gemeinde nur funktionieren, wenn sich dort jeder nach seiner Gabe einbringt.“ Das sieht Fischer zugleich als Symbol für unsere Gesellschaft an, in der die Menschen aufgerufen seien, sie nach ihren Möglichkeiten mit zu gestalten und das nicht nur den Politikern zu überlassen. „Auch daran erinnert jede Baustelle in der Öffentlichkeit.“
Fischers Fotoausstellung ist bis zum 31. März 2025 bei Tageslicht zu sehen. Sein Schauraum kann nach Verabredung unter der Rufnummer 0421 / 59 64 961 oder per E-Mail unter
Weitere Knotenarbeiten zeigt Fischers Homepage unter www.Knotenkreuze.de. Einen kleinen Vorgeschmack auf die aktuelle Ausstellung sollen die folgenden vom Künstler freigegebenen Bilder vermitteln.