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Strandurlaub mit Geschichte im Bremer Süden

Weg 02 Bild 09Der nächste Sommer kommt bestimmt, sagt man, in welcher Qualität auch immer. Und wenn sich möglicherweise bei der Urlaubsplanung auch der Blick hinsichtlich Entfernungen und Zielen gewandelt hat, so könnten auch heimische Orte wie der "Strand im Bremer Süden" durch ihre ganz spezifischen Qualitäten bei der Suche eine Chance bekommen. Doch wie sieht es dann zum Beispiel mit den Badefreuden am obigen schönen Plätzchen aus? Lesen Sie weiter, am Ende wissen Sie mehr ...

 


Weser-Strand mit Vorgeschichte
Kinder Lankenau 02Baden in der Weser, daran erinnern sich bestimmt noch insbesondere die Älteren nicht nur unter den Pusdorfern. Es gab einst mehrere Möglichkeiten auch in Bremen, um in der Weser zu baden, aber die Stellen am Osterdeich und in Rablinghausen waren schon recht beliebt. Wie sieht es aber heute, zu Beginn der 20er-Jahre eines neuen Jahrhunderts, am ehemaligen Lankenauer Badestrand in Bremen-Rablinghausen aus?

Wir möchten nicht nur einladen, sich an diesem schönen Platz im Bremer Süden zu erholen, sondern auch zur Geschichte und zur Nutzung etwas erzählen. Denn beides könnte ebenso spannend wie wichtig sein, zumal vieles heute nur noch richtig zu verstehen sein wird, wenn man auch etwas zur Geschichte und zur Nutzung erzählt bekommt. In Sachen "Vorgeschichte" wird man ohnehin sowohl dem Weser-Strand als auch dem Weseruferpark insgesamt wohl kaum etwas vormachen können, denn beide haben eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Die Weser war einst noch relativ sauber, floss eher träger als heute dahin und der Tiedenhub war überschaubar. Vor diesem Hintergrund dürfte schon mal nachvollziehbar sein, dass der Lankenauer Strand das Badeparadies vor allem in der Nachkrigszeit war. Doch so blieb es bekanntlich nicht.

 

Ein verschwundenes Dorf als Namengeber
Langkenau Transpor mittelWohl nur wenige in Pusdorf wissen heute noch ganz genau, wie es dort im Dorf Lankenau einstmals aussah. Das ländliche und hafennahe Dorf mit seinem Strand hatte bereits zu damaliger Zeit einen hohen Freizeitwert. Eng damit verbunden war das "Fährhaus Wähmann", das bereits Mitte des 18. Jahrhunderts als „Fährkrog“ gegründet wurde. Der heute noch bekannte Name der Lokalität stammt von der Familie bzw. letzten Betreiberin des Ausflugslokals, die als „Mudder Wähmann“ einen gewissen Ruhm erlangte. Sie galt sogar als „älteste Wirtin Deutschlands“ und war ebenso eine Institution wie das Fährhaus selbst.

Anfangs gehörte das Baden in der Weser noch überwiegend den Kinder aus Lankenau, denn sie hatten es nicht weit zum Strand. Doch über den Anleger direkt vor der Tür war das Fährhaus auch für Bremer gut zu erreichen. Selbst durch die „Grosse Hafenrundfahrt“ wurde das traditionsreiche Haus später regelmäßig angesteuert. So entwickelte sich das „Fährhaus Wähmann“ zu einem begehrten Ausflugsziel der Bremer und die gesundheitsfördernde Wirkung des Badens in Lankenau wurde sehr bald in ganz Bremen erkannt.

 

 

Familienbad Lankenau 02Freizeitvergnügen für Arm und Reich
Blieb dieses Bade-Vergnügen zunächst noch den Reichen vorbehalten, entwickelte es sich mit der Zeit auch zum Freizeitvergnügen für die kleinen Leute. Allerdings mussten diese noch bis Ende der 1920er Jahre „wild“ in der Weser baden,  d. h. außerhalb der offiziellen Badeanstalten. Das wurde aber nicht erlaubt und mit empfindlichen Strafen geahndet, falls sie von den Landjägern dabei erwischt wurden. Später, 1914, wurde das „Familien Licht-Luft-Bad Lankenau“ vom gleichnamigen Verein gegründet. Hier konnten die Mitglieder ihre Freizeit verbringen und z.B. auch ihre Feste feiern. Vor allem im Sommer wurden die kleinen Ferienhäuser der Familien oft zum zweiten Zuhause. In der Nachkriegszeit dienten sie kurze Zeit als Quartier für Wohnungslose. Mit dem Bau des Neustädter Hafens musste der Verein seinen angestammten Platz in Lankenau aufgeben.

 

 

Camping Lankenau 02Ein neues Zeitalter: Camping auch in Bremen
Mit Beginn der 50er-Jahre wurde der Urlaub mit Zelt populär. Auch in Bremen wollte man dabei sein, und bereits 1953 eröffnete ein Campingplatz in Lankenau. Er zog Gäste aus ganz Europa und manchmal sogar aus Übersee an. Durch seine Lage direkt an der Weser und gegenüber der Werft hatte der Platz jede Menge maritime Atmosphäre zu bieten, was auch damals schon gut ankam. Dass es nur eine Ausstattung mit einfachstem Standard und nicht einmal eine Dusche gab, schreckte nicht unbedingt ab.

Doch auch der Campingplatz musste 1962 seine Pforten für den Bau des Neustädter Hafens schließen. Der versprochene Ersatzplatz in Rablinghausen wurde bisher nicht gebaut. Jetzt, viele Jahre später, könnte es im Rahmen der Neugestaltung an der Spitze des Weseruferparks doch noch zu einem späten Erfolg werden.

 

 

Der "Urknall" im Bremer Süden
Langkenau Transpor mittelSo könnte man es wohl beinahe nennen und für die Bürgerinnen und Bürger im Dorfe Lankenau fühlte es sich vermutlich auch so an. Schifffahrt und vor allem Schiffsgröße wurden zum tragenden Motor der Bremischen Wirtschaft. Schon sehr bald wurde deutlich, dass die Häfen auf pusdorfs  gegenüberliegender Seite in Walle und Gröpelingen dem jährlichen Warenumschlag nicht mehr gewachsen waren.

Auch wenn es bereits in den 20er Jahren des letzten Jahrhundert erste Pläne gegeben hatte, auch auf der linken Weserseite Hafenanlagen zu errichten, nun zum Ende der 50er Jahre, drohte Bremens Häfen eine ernste Krise. Bremen kämpfte darum, unter den europäischen Häfen konkurrenzfähig zu bleiben. Und im angestammten Hafenrevier auf der rechten Weserseite fehlte es leider am Platz für Erweiterungen. Absehbar war zudem, dass der soeben erfundene Container die Handelsschifffahrt revolutionieren wird, auch wenn er zu dem Zeitpunkt noch nicht in Deutschland angekommen war.

So fiel die weitreichende Entscheidung, auf der Südseite der Weser und damit auf dem Gebiet des Dorfes Lankenau, einen neuen Hafen, den heutigen "Neustädter Hafen", zu bauen. Das Dorf Lankenau und mit ihm etwa die 300 Bewohner in Lankenau (teilweise auch in Seehausen) mussten weichen. An das Dorf Lankenau erinnert heute nur noch das mittlerweile geschlossene Lokal auf der Landzunge zwischen Weser und Hafeneinfahrt. Der Hafen ging ab 1964 in Betrieb und 1968 kamen die ersten Containerbrücken. 1969 wurde an der Hafeneinfahrt der bekannte Radar- und Kontrollturm mit Bürotrakt des Hafenamts gebaut. Der bremische Containerumschlag verlagerte sich jedoch mehr und mehr nach Bremerhaven und im Neustädter Hafen dreht sich das Geschäft nunmehr vornehmlich um Stück- und Schwergut. Eine kleine Sensation am Rande des Hafenbaus war der 8. Oktober 1962, als man bei den Arbeiten das im Schlick verborgene Wrack einer alten Hansekogge von 1380 stieß. Die Fundstelle wurde durch eine kleine Gedenktafel an der Weser gekennzeichnet, die auch heute noch dort steht.

 

Industrie, Schifffahrt und die Badefreuden
HafenSchiffe 02Mit zunehmender Industrialisierung stieg der weltweite Warenaustausch stetig an, mit der Folge, dass auch Schifffahrt und vor allem Schiffsgröße erheblich zunahmen. Die Weser wurde vertieft und teilweise "begradigt", wodurch sowohl Strömung als auch Tiedenhub zunahmen. Auch die zunehmende Verschmutzung aufgrund industrieller Nutzungen im Oberlauf der Weser wurden zum Problem für die Nutzung als Badeort. Im Juni 1966 zogen Hafenbauamt und Wasserwirtschaftsamt die Notleine und erließen eine Verordnung. Ab sofort war das Baden in der Weser grundsätzlich verboten und nur noch an ausgewiesenen Stellen erlaubt.

Auch wenn seit 1966 viel Wasser die Weser hinunter geflossen ist, an den grundsätzlichen Baderegeln für die Weser hat sich seither nur wenig geändert. Es gab zwar immer wieder öffentliche Diskussionen mit entsprechedem Gedankenaustausch, doch selbst vielversprechende Vorstöße von verschiedenen Seiten haben die Lage eher unübersichtlich gemacht. Heute ist das Baden in der Weser zwar nicht mehr grundsätzlich verboten, aber deswegen auch nicht überall erlaubt. Wir versuchen, uns dem Thema weiter unten nochmals genauer zu nähern.

 

Zurück zu den Wurzeln?
Strand Weseruferpark 02Durch den kontinuierlichen Ausbau der Weser zu einer industriellen Schiffahrtsstraße verschwanden auch die meisten Bademöglichkeiten an der Weser. Die Ufer sind auf weiten Strecken steil und mit Steinschüttungen oder Spundwänden befestigt worden. So sah es auch lange Zeit am ehemaligen Lankenauer Strand aus. Doch dann gab es einen Wandel in der Denkweise, und Lebensqualität, nicht nur für Bremerinnen und Bremer sondern auch für Pflanzen und Tiere, bekam einen anderen Stellenwert. Der Fluss wurde wieder als lebendiger und attraktiver Raum zum Spazieren, Spielen und Ausruhen entdeckt.

Im Rahmen des teilweise von der EU geförderten Programms "Lebensader Weser" wurde das Ziel verfolgt, "die Strukturvielfalt des Gewässers zu erhöhen und der Bevölkerung die Weser als lebendigen Fluss wieder näher zu bringen". Die Steinschüttung der Weser wurden auf einer Gesamtlänge von 230 m zurückgebaut und das Ufer auf einer Fläche von ca. 2,0 ha renaturiert. Dabei wurden wieder Strandflächen geschaffen, die bei normalem Tidegeschehen regelmäßig zu 50 % mit Wasser überstaut werden und wieder trocken fallen. Eine erste Übersicht zu den Maßnahmen im Jahr 2009 zeigt die nebenstehende Skizze vom "Bremischen Deichverband am linken Weserufer". Mehr Infos finden Sie bei den verlinkten Quellen weiter unten.

 

Eine schwierige Frage am Schluss: Baden oder nicht baden?
Wenn auch nicht an allen Stellen, so darf in der Weser dennoch grundsätzlich und auf eigene Gefahr gebadet werden. Wichtig zu wissen: Auf die Gefahren wird nicht an allen Stellen mit entsprechenden Schildern hingewiesen. Auf dieser Basis gibt es zwar mittlerweile kein ausdrückliches Badeverbot für den Strand in Rablinghausen mehr, aber dennoch ist das Baden auch nicht direkt erlaubt worden. Die einzige offiziell ausgewiesene Badestelle in der Weser in Bremen ist und bleibt seit 1989 der Strand am Café Sand. Trotzdem darf selbst in diesem Abschnitt gegenüber dem Osterdeich nicht überall geschwommen werden, weil der Fluss eine Bundeswasserstraße ist. Wer zu den Baderegeln in Bundeswasserstraßen Informationen sucht, findet diese in der entsprechenden Verordnung weiter unten bei den verlinkten Quellen.

rhine 2290502 640Das Bremer Umweltressort weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass es durch Schiffsverkehr und wegen des Tidenhubs zu gefährlichen Strömungen und Sogwirkungen kommen kann. Selbst geübte und gute Schwimmer können ins Fahrwasser gezogen und auf Buhnenköpfe oder Molen geschleudert werden. Gerade im Übergang zwischen Ebbe und Flut, vor allem wenn Ebbe einsetzt, kriegt der Fluss eine enorme Strömung.

Auch der der Pressesprecher der Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) bestätigt auf Nachfrage vom Weser-Kurier (Link siehe unten), dass Baden auf der Wasserschifffahrtsstraße zwar rechtlich grundsätzlich erlaubt sei, rät aber mit Blick auf die entsprechenden Gefahren durch Schiffsverkehr, Tidenhub und die sehr hohe Fließgeschwindigkeiteher davon ab. Als schwierig wird dabei gesehen, dass aufgrund von  Renaturierungsmaßnahmen (wie dies beim Strand in Rablinghausen der Fall ist) leicht der Eindruck entstehe, dass Baden dort wieder erlaubt sei.

Fazit (Stand Januar 2021): Wer sich in der Weser abkühlen möchte, darf dies also gerne machen, sollte sich aber stets der Gefahren bewusst sein und gut schwimmen können. Kinder dürfen auf keinen Fall alleine und vor allem unbeaufsichtig am Rablinghauser Strand baden. Und selbst wenn wirklich gute und ausdauernde (ältere) Schwimmer auf die Idee kommen sollten, weiter raus zu schwimmen oder gar bis ans andere Ufer zu schwimmen, ist das keine gute Idee. Die Weser ist gefährlich und Bundeswasserstraße, womit sie auch für Bremen der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes unterliegt.


Weitere Informationen und Quellenangaben


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